Tarifa 2016
- Nimm Dir Zeit, viel Zeit... -

Blick auf die Bucht mit Düne und Strand, Afrika zeichnet den Horizont. Hoch über dem Meer stehst Du an der Klippe, felsiger Grund, wunderschöne Umgebung. Der Aufstieg begann leicht, wurde immer schwerer. Klettern, winden, bangen, fluchen, abrutschen, fallen. Böige Windstärke neun im Rücken, die Sonne begrüßt Dich am Gipfel. Du bist hier, die Energie der Elemente greifbar um Dich, Du spürst. Du breitest die Arme aus und schreist in die Welt: kommt nur - versucht mich zu holen - I'm the one with the warrior inside!

Tarifa 2016. Die Anreise war lang und ermüdend, aber Du bist da. Am Morgen schlägst Du die Augen auf bei Endo am Dach. Blick über die Dächer der Stadt. Du siehst den Kirchturm neben der Beaterio, blickst weiter über die Isla Paloma, der vorgelagerten Insel von Tarifa. Dein Blick findet einen fremden Kontinent, blaues Meer und tiefblauer Himmel. Atlantik und Mittelmeer gleichzeitig, hier berühren sich die Ozeane.

Durch die engen maurischen Gassen gelangst Du zum Cafe Central für das erste Frühstück mit Freunden. Die Euphorie des Urlaubs spürbar, die fremde Umgebung so vertraut, Freiheit vom Alltag, den Streß im Schrank zuhause an den Bügel gehängt. Die Luft ist klarer, die Sicht ist schärfer, die Farben intensiver, die Gerüche lebendiger. Du betrittst die felsige Küste der Mittelmeerseite, die Calletos. Von den Elementen abgewaschene Sandsteinfelsen voller Furchen und Spalten. Voller Leben ragen sie aus dem Wasser und laden Dich ein bei Ebbe auf ihnen zu wandern. Fische und Krebse um die Füße, Flora und Fauna der Küste. Zurück über die Steilküste, durch Palmen und Blumen, Eukalyptusbäume am Wegesrand.

Das Trainingsareal auf Endos Grundstück hoch über der Meerenge bietet einen atemberaubenden Blick über das Umland. Frische Luft umgibt Dich. Es ist warm, der Boden heiß, der Aufbau des Schatten spendenden Tarnnetzes leitet das Training ein. Katavergleiche der Stilrichtungen, Energetik in den Bewegungen, dynamischer Fluß in erfühlten Kampfsituationen und viel Spaß mit Freunden beim gemeinsamen Training auf dem Campo. Die jeweiligen Trainer fordern und fördern, geben ihr Bestes und alle lernen voneinander. Kein böses Blut, keine Verletzungen.

Kurz ausruhen, duschen, gemeinsamens Essen irgendwo bei leckerem Tappa in Tarifa, Endo trägt dafür Sorge dass niemand hungrig ins Bett kommt. Die Stimmung ist durchweg gut, die Straßen kochen vor spanischer Lebensfreude. Die Abende enden meist in kleineren Gruppen in Bars oder bei Musik und guter Unterhaltung. Manche angeschlagene Seelen heilen sich hier gegenseitig.

Deine Wege führen Dich über den Caminito del Rey, den ehemals gefährlichsten Wanderweg der Welt. Jetzt gezähmt und auf seine Schönheit reduziert kann man gefahrlos die Natur des steilen Canyons, den Flußlauf und die ungezähmte Vogelwelt auf hohen Stegen über dem Abgrund bewundern. Oder auch der Rio de Miel, der Flußlauf an der alten Mühlenruine vorbei. Über Steinen den Fluß überqueren, die Wasserfälle bewundern, die Gerüche einsaugen, die Energie spüren die diesen Ort begleitet.

Die Woche geht so schnell vorbei, die Eindrücke überschwemmen Dich. Am Ende nochmal an der alten römischen Ausgrabungsstätte vorbei, hinter Bolonia über die Düne, an der Steilküste entlang das tiefe Blau des Meeres und die intensiven Farben genießen. Der Weg ist dornig aber wunderschön. Am Ende erwarteten Dich ausgewaschene Felsformationen mit Höhlen und Spalten die das Meer in seiner stetigen Kraft formt. Setzen, Augen schließen, hören und fühlen. Die Geräusche der Brandung umgeben Dich, führen Dich weg, laden Dich auf. Jetzt verstehst was es bedeutet in sich zu ruhen. Jetzt weisst Du was Dich unangreifbar machen kann, woher die Energie kommen kann. Du nimmst wahr was Dich schon immer umgeben hat. Fokusierung.

Du wirst wiederkommen. Ganz sicher.

Nimm Dir Zeit, viel Zeit, bevor sie vorübergeht - wann bist Du bereit?

Reiner